



FOCUS +
PUBLIC HOUSE
Studio Hochbau | 2020
Partner in crime| Patricia Markova
Ähnlich wie bei der Fokussierung einer Kamera, die zuerst den Bildinhalt analysiert und zunächst den Bildteil, der besonders prominent erscheint, scharf darstellt, wird der Nutzer des Gebäudes auf die angebotenen Aktivitäten aufmerksam gemacht. Focus+ ist ein Ort für alle; ein multifunktionales Zentrum, in dem die Kraft des kollektiven und des individuellen Ausdrucks in Einklang gebracht wird. Die konzeptuelle Überlegung beruht nicht nur allein in der Entwicklung eines Zentrums, in dem unterschiedliche Funktionen unter einem Dach zusammengebracht werden, sondern auch in der Gestaltung eines Ortes für soziale Interaktion, in dem der Mensch im Mittelpunkt steht.
Der Bruno-Kreisky-Park als potenzialer Ort für diese Bauaufgabe war eine richtige Herausforderung. Einerseits verbindet er drei angrenzende Wiener Bezirke, und zwar Margareten,Mariahilf und Meidling, andererseits vereint er die Bewohner der beiden Bezirke als Besucher des Gebäudes über alle Bildungsschichten und Altersstufen hinweg. Es handelt sich um einen kleinen Park im Herzen der Stadt, der zum Erholen als besonders attraktiv betrachtet wird. Deshalb war die Erhaltung des öffentlichen Grünraums besonders wichtig. Das Projekt ist als ein niederschwelliges Gebäude konzipiert, was in der Praxis bedeutet, dass von den Nutzern nur geringer Aufwand zu seiner Inanspruchnahme erfordert wird. Durch direkte Anbindung an die U-Bahn-Station Margaretengürtel ist die Einrichtung gut räumlich erreichbar, liegt zentral und behindertengerecht.
Das Angebot orientiert sich an den tatsächlichen Nutzungsbedürfnissen der Zielgruppe. Doch die Attraktion liegt nicht nur im vielfältigen Angebot, sondern auch in einer Architektur, die das komplexe Nutzungsprogramm geschickt organisiert. Räume für Veranstaltungen unterschiedlichsten Arten, für kreative Schöpfung und Bewegung, für gemeinschaftliches Kochen und Essen, sowie Räume für Bildung sind auf mehreren Geschossen übereinander gestapelt. Sie sind in zwei Bereiche unterteilt; Zone aktiver Nutzungen, wie des Mehrzwecksaals, der Werkstätten und der Tanzsälen in den unteren Geschossen, sowie Zone ruhiger Aktivitäten, wie der Bibliothek und der Lesesälen in den oberen Geschossen.
Im Inneren des Gebäudes wurde ein offenes Raumgefüge mit vielen vertikalen Lufträumen geschaffen, die durch Glasscheiben einen Blick in die jeweiligen Funktionseinheiten bieten. Dies wurde konzipiert, um Neugierde zu wecken und Begegnungen und Zusammenarbeit anzuregen. Dennoch sind die Nutzungen klar von einender getrennt, um sich gegenseitig nicht zu stören. Eine zentrale, von oben belichtete Treppenanlage verbindet die einzelnen Säle und ermöglicht somit eine leichte Orientierung im Gebäude. Das Projekt ist gekennzeichnet durch seine Vielfalt; es bietet große, laute Treffpunkte, sowie kleine ruhige Nischen.
Die komplexe Bauaufgabe im Park wurde in einem Baukörper umgesetzt, der durch Rücksprünge und Terrassen plastisch gegliedert ist. Die Horizontalität der auskragenden Decken betont die Naturverbundenheit des Gebäudes. Die Dachterrassen in oberen Geschossen sind begrünt und fügen sich somit elegant in die Parklandschaft ein. Sie bieten einen Ausblick auf das Leben im Park und soll Kommunikationspotenzial zwischen den Nutzern des Gebäudes und den Passanten im Park gewährleisten. Auf einer der Terrassen ist ein öffentlicher Garten für Anbau der unterschiedlichsten Obst- und Gemüsearten vorgesehen. Die Fassadengestaltung unterstreichen das Bild einer Komposition aus kreuzweise gestapelten Containern. Zusammen mit unterschiedlich großen Verglasungen ergibt sich ein spannungsvolles Spiel aus geschlossenen und transparenten Flächen. Das lichtdurchflutete Foyer öffnet das Gebäude hin zum Park und macht somit das Innenleben teilweise ablesbar.
Das multifunktionale Zentrum ist durch zwei separate Eingänge erschlossen. Während die jeweiligen Funktionsbereiche durch eine monumentale, nördliche Treppenanlage, die gleichzeitig Sitzmöglichkeit bietet, mit dem Stadtraum verbunden sind, betreten die Veranstaltungsbesucher das Gebäude dagegen vom nord-östlichen, zum Park orientierten Vorplatz. Die Erdgeschosszone mit dem großen Mehrzwecksaal fügt sich nahtlos in die unmittelbare Umgebung. Der Saal ist durch seine flexible Bestuhlung und verschiebbare Wände für Veranstaltungen aller Art nutzbar; wie ein lebendiges Wohnzimmer im Herzen der Stadt.